TV 1864

Lichtenau e.V. 

Die Geschichte des TV 1864 Lichtenau e.V.


Die Darstellung der historischen Entwicklung eines Vereins nach einhundertjährigem
Bestehen kann sich in diesem Rahmen nur auf wenige Einzelheiten beschränken.
Mit diesem einführenden Satz begannen die Autoren Hans Auer und Ernst Decker
ihre Schilderungen im Festbuch zum 100-jährigen Jubiläum unseres Vereins.
Diese Feststellung wurde auch von Knut Schilling herausgestellt, als er die
Geschichte des mitgliederstärksten Lichtenauer Vereins zum 125-jährigen
fortschrieb.

Natürlich hat sich hieran nichts geändert, wenn heute die
Geschichte des inzwischen noch älteren Vereins für das Internet aufbereitet wird.
Wer aber ein klein bisschen über den Verein erfahren will, sollte die Mühe
aufbringen, den Bericht zu Ende zu lesen.


Jene Tage, an denen im Juli 1964 der 100. Geburtstag und im Juni 1989 der 125.
Geburtstag gefeiert wurde, haben sicher bei allen die sie miterleben durften
einen bleibenden Erinnerungswert. Das 100-jährige Jubiläum
wurde als Turn und Heimatfest gefeiert. Zur Vorbereitung dieser
Feierlichkeit wurde im Vorstand des TV Lichtenau ein Heimatausschuss ins Leben
gerufen. Daraus entwickelte sich 1986 der Heimatverein Medicus. Der
Turnverein entließ den Heimatausschuss ohne jegliche Ansprüche mit dem
Versprechen für weitere Unterstützung in die Selbständigkeit. Der 125.
Geburtstag wurde im Nachhinein betrachtet, das letzte große Fest auf der
vereinseigenen Schanz.


Nun zurück zu den Anfängen des inzwischen 138-jährigen Vereins. Von 1864 bis
heute ist es ein Wesensmerkmal des Turnvereins sich nicht nur dem Wandel der
Zeit anzupassen, sondern den Wandel mitzugestalten.
So liest man in der Chronik, dass der Verein schon bald nach seiner Gründung
eine Schützenabteilung einrichtete, und die Gründung der
Freiwilligen Feuerwehr als seine Aufgabe ansah.


Dabei hätten die Gründungsväter erst einmal andere Sorgen gehabt. Es
galt die Idee eines Turnvereins durchzusetzen, Widerständen zu begegnen
und die eigene Person zu behaupten.
Der erste Vorsitzende, gewählt am 1. Juli 1864,
Apotheker C.F. Schoch, und der erste Turnwart Dr. von Langsdorf, hatten mit einem Gemeindeerlass zu kämpfen:
Unter Strafandrohung wurde das Betreten des Turnplatzes verboten. Der bald danach
zum Turnwart aufgerückte Lehrer Link war gegen das Verbot der Schulbehörde
dem Turnverein beigetreten, er stellte die Idee über die Bedrohung seiner
Existenz.


Die Welt braucht begeisterte Menschen, im Kleinen wie im Großen, wenn sie sich
weiterentwickeln will. Die Gründungsmitglieder schafften es, sich
durchzusetzen. Aber kaum konnte man eine Aufwärtsentwicklung feststellen,
brach der Krieg 1870/71 aus. Die Vereinsleitung sah damals ihre soziale
Verantwortung und stellte die Mitgliedsbeiträge den Frauen zur Verfügung,
deren Männer zu den Waffen befohlen worden waren. Die immer negativen
Auswirkungen von Kriegs- und Nachkriegsjahren schlugen sich auch auf den noch
jungen Verein nieder:


Man dachte an dessen Auflösung.


Erst um die Jahrhundert wende bemerkt man mit dem frischen Engagement einer jungen
Generation im Protokollbuch einen deutlichen Aufwind, der wohl das gesamte
gesellschaftliche Allgemeinwesen und somit auch den Turnverein beflügelte.
Auch die politische Gemeinde verschloss sich nun nicht mehr, sie akzeptierte
die Existenz des Turnvereins und fast ein halbes Jahrhundert wurde dazu benötigt.
Namen wie der Turnwart Friedrich Lutz, der viele Jahre auch Vorsitzender war, sowie
Lauppe, Eberwein, Bertsch, Edelmann und Duttweiler sind zum 40-jährigen
Stiftungsfest die Stützen des Vereins. Turnwart Wilhelm Durst hat sich dabei
besondere Verdienste erworben und wurde 1909 Ehrenmitglied. Hilfen kamen auch
vom Ortenauer Turngau, besonders in der Person des vieljährigen
Gauvorsitzenden Gustav Ottstadt, der später ebenfalls Ehrenmitglied wurde.


Verkehrsmittel und Ortskenntnis der damaligen Zeit waren wohl nicht dazu
angetan, Lichtenau sofort zu finden. Denn eine Abordung Offenburger Turner
fuhr mit der Kutsche ab Bahnhof Achern zum 40-jährigen des TV 1864. Im
Hanauerland schlossen sie sich einem Festzug an und merkten erst auf dem
Festplatz, dass sie beim Sängerfest in Memprechtshofen gelandet waren und
nicht beim Fest des Lichtenauer Turnvereins im unteren Hanauerland.
Eine steile Aufwärtsentwicklung war in den Folgejahren zu verzeichnen. Die
Vereinsführung lag bis zum 50. Geburtstag in den Händen des Vorsitzenden
Carl Feßenbecker und dessen Mitarbeitern Emil Beuschel, Friedrich Bertsch
(Kaufmann), Friedrich Bertsch (Bäcker), Hans Schneider, Michael Stengel, Otto
Edelmann, Georg Sohn, Karl Stengel und Wilhelm Durban.


Aus den Festjungfrauen entstand eine Damenriege.
Nicht selbstverständlich war seinerzeit die Gründung einer Damenriege.
Wahrscheinlich hatte man diese Gründung zuerst nicht als Vorsatz gefasst,
denn die jungen Mädchen und Frauen sollten zunächst die seinerzeit üblichen
Festjungfrauen stellen. Doch war die Zeit überreif den Frauen eine
Vereinsbetätigung nicht mehr weiter vorzuenthalten.
wieder riss ein Krieg, der erste Weltkrieg, das gemeinschaftliche Leben und
damit auch das im Turnverein tief in eine Lähmung hinab. Wenn auch nach dem
Friedensschluss bereits wieder geturnt wurde, so ruht in den Annalen des
Vereins doch der Betrieb.


1923 erfährt man wieder von einem wichtigen Ereignis: In freiwilliger
Eigenarbeit hatten die Vereinsmitglieder eine eigene Turnhalle aufgebaut - für
die Weiterentwicklung existentiell bedeutend. Dies war nun die Basis für
einen geregelten und regelmäßigen Übungsbetrieb. Diese Leistung ist aus
heutiger Sicht kaum zu ermessen. Verantwortlich waren in Inflationszeiten, in
der man Millionär sein musste, um sich mit Lebensmitteln des täglichen
Bedarfs eindecken zu können, der Vorsitzende Carl Feßenbecker mit Turnwart
Friedrich Bertsch und Schriftführer Carl Stengel.


Zeit bis zum zweiten Weltkrieg war gekennzeichnet von einem regen Leben im
Verein - aber auch von vielen Unstimmigkeiten, die einen häufigen Wechsel in
der Vereinsleitung zur Folge hatten. Nacheinander übernahmen das Amt des
Vorsitzenden: Friedrich Duttweiler, Otto Edelmann, Karl Ludwig und
Ehrenvorsitzender Carl Feßenbecker.


Feßenbecker war im Amt, als das 70-jährige Bestehen des TV 1864
gefeiert wurde. In Verbindung mit dem Gauturnfest des Ortenauer Turngaus sollte
dies ein Großereignis werden, denn über 1500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
waren gern gesehene Gäste in Lichtenau, dem Ort im nördlichsten Punkt des
Hanauerlands.


Wiederum brach viel Leid über die Bevölkerung herein, das sie sicherlich an
alles andere als an das Vereinsleben denken ließ: Der zweite Weltkrieg. Waren
aus der Sicht des TV 1864 im ersten Weltkrieg 20 Mitglieder gefallen, so
musste nun um weitere 31 getrauert werden. Das Protokollbuch schließt in
jener Zeit vorläufig mit folgender Eintragung: Am 21. Dezember 1941 nahm
unser Verein an der Trauerfeier in der Kirche für unser am 22. Juni 1941 im
Kampf gegen den Bolschewismus gefallenes Mitglied Friedrich Bertsch (Glaser)
Dieser Satz beinhaltet mehr als Worte, er zeigt , wie gelähmt das
Leben war, wie es sich in seiner Kürze selbst beschränkt.


Jahre ist im Protokollbuch keine Silbe mehr vermerkt. Die Niederschriften
beginnen erst wieder am 7. März 1949. An diesem Tag fand die Gründungsversammlung
für eine Turnabteilung im Sportverein Lichtenau im Schwanen statt. Karl
Stengel wurde zum Abteilungsleiter gewählt. Die damalige Militärregierung
erlaubte das Turnen nur innerhalb eines Sportvereins. Zwei Themen zeigten in
dieser Versammlung den Willen, aus dem Leid der jüngsten Vergangenheit wieder
den Blick in die Zukunft zu richten. Es ging um die Instandsetzung und den
Ausbau der Turnhalle sowie um ein Schauturnen, das bereits im Mai 1949 mit
Turnern aus Rastatt und der damaligen Villinger Meisterriege im
Blumensaal abgehalten wurde. Es dauerte aber noch ganze drei
Jahre, bis schließlich der Turnverein wiedergegründet werden durfte. Am
25.Februar 1952 wurde Wilhelm Wolf zum ersten Vorsitzenden gewählt. Dieser musste
sich gleich mit zwei großen Aufgaben auseinandersetzen. Dem Schanzkauf und
dem Eintrag des Vereins ins Vereinsregister.


Die Jahre nach dem Krieg waren ein stetes Auf und Ab im Verein. In einer außerordentlichen
Generalversammlung wurde Karl Schilling am 13. Juli 1954 zum 1.
Vorsitzenden gewählt, nachdem Wilhelm Wolf wegen Differenzen um einen Tausch
Des Englischen Gartens zurückgetreten war.
So richtig aufwärts ging es ab 1954 mit zwei großen festlichen Veranstaltungen
auf der eben kurz zuvor vom Verein erworbenen Schanz. Dort fand
das 24. Gauturnfest des Ortenauer Turngaues mit über tausend Teilnehmern
statt, ebenso das Fest zum 90-jährigen Bestehen des Vereins. Wesentliche
Impulse kamen aber nun auch aus der Zusammenarbeit der Turnvereine des Unteren
Hanauerlandes, deren Mitglieder zusammen turnten und sich in Plakettenwettkämpfen
maßen. Mitte der dreißiger Jahre hatten die Turnvereine aus
Rheinbischofsheim, Freistett, Memprechtshofen, Helmlingen, Scherzheim und
Lichtenau die AG Unteres Hanauerland gegründet, um die Arbeit
innerhalb ihrer Vereine zu stärken. Jetzt trug diese Vereinigung ihre Früchte.
Sie war wesentliche Antriebskraft für die sechs Vereine. Unser Verein stellte
in dieser Gemeinschaft regelmäßig Mitglieder im Vorstand. So war
Winfried Bertsch von 1968 bis 1980 erster Vorsitzender. Hermann Fritz
begleitet dieses Amt seit dem Jahre 2000.


Geordnete Verhältnisse im Lichtenauer Turnverein und der Wille, wieder einen neuen
Aufbruch zu wagen, waren die Garanten für einen neuerlichen Aufschwung. Die
Erworbene Fricke- Schanz wurde als Spiel- und Leichtathletikanlage
ausgebaut, die renovierte Turnhalle war Übungszentrum und Begegnungsstätte
zugleich. Dank einer Vielzahl getreuer Mitarbeiter konnten aus vielen
Fastnachtsveranstaltungen Einnahmen geschöpft werden, bei denen der Verein
selbst bewirtete. In Lichtenau war damals etwas los
-viele träumen heute noch davon-, der Verein konnte so seinen großen finanziellen
Verpflichtungen nachkommen und Investitionen tätigen.
Man dachte damals sogar an den Bau einer Turnhalle auf der Schanz. Die Baupläne
waren schon gefertigt. Letztlich wäre der Verein aber doch auf finanzielle
Unterstützung angewiesen gewesen, eine solche war aber nicht in Sicht. So
musste wohl oder übel der Traum Wettkampfstätte Schanz Stück für
Stück aufgegeben werden. Das Gelände blieb aber bis 1997 Festplatz für
die Lichtenauer und Ulmer Vereine. Sie erlangte allein hierdurch
besondere Bedeutung, was aber - wie später zu lesen ist - nicht ausreichte
sie für diesen Zweck zu erhalten.


Trotz dieser sachlichen Schwierigkeiten blickten die Vereinsverantwortlichen immer
ein Stück über den eigentlichen Vereinszweck, das Turnen, hinaus. Es
bestanden seinerzeit Gruppen wie beispielsweise Schach,
Schwimmen, Skifahren, Leichtathletik und Tischtennis. Der Verein begründete
seine Existenz mit Flexibilität nicht mit Anpassung. Man stellte sich den
Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels. Schon in den fünfziger, und
sechziger Jahren änderte sich das Freizeitverhalten und die Wünsche neuer
Mitglieder nach neuen Betätigungsfeldern wurden wohlwollend abgewogen.


Tennis und Eishockey im TV 1864....
So kam es schließlich zur Gründung der Tennisabteilung, obwohl hier, wie auch
bei späteren Abteilungsgründungen, kritische Stimmen die Entscheidungen
begleiteten. Hans-Walter Frantz  stellte sich als deren erster
Leiter in verantwortlicher Position zur Verfügung. Ihm folgten Dr. Steidel,
Wiethold Edling, Ortwin Nopper, Martin Decker, Hans Stabenow und Rolf Haßmann.
Vieles hat diese Abteilung in den vergangenen Jahren geleistet und alle
können deren Schaffen nur hohe Anerkennung zollen: Vier Spielplätze, ein
schmuckes Clubhaus mit sanitären Einrichtungen und einer ansprechenden Außenanlage
sind ein beredtes Zeugnis.


Wenn der ESV Hügelsheim heute Wettkämpfe bestreitet, dann wissen wohl nur wenige,
dass die Geburtsstunde dieses Eishockeyvereins in Lichtenau schlug. Anfangs
der sechziger Jahre wurde nämlich der Eishockeyclub Lichtenau gegründet.
In einer Vereinbarung zwischen dem TV 1864 Lichtenau und EC Lichtenau wurden
die Tennisplätze in der ehemaligen Kiesgrube beim Schützenhaus im
Winter zum Eishockeyspiel mit Eis überzogen dank des großen Verständnisses
des EC Vorsitzenden Martin Stengel. Im Jahr 1965 schloss sich der Club dann
als Abteilung dem Turnverein an. Tennis und Eishockey waren neue Sportarten,
die nicht überall ausgeübt werden konnten, die aber in Lichtenau innerhalb
des Turnvereins viele Anhänger fanden. 1966 hielt der Deutsche Tennisbund
seine nationalen Meisterschaften für Balljungen in Lichtenau ab - ein großes
Ereignis, das viel Lob für den kleinen Verein, die kleine Abteilung
einbrachte.


Eishockey als Freiluftsport war ein immer schwierigeres Unterfangen, er wurde immer mehr
in die Eishalle der Kanadier auf dem Militärflugplatz verlagert. Schließlich
kam dann - und das war abzusehen, als Martin Stengel die Abteilung nicht mehr
leiten konnte - der Austritt der Aktiven aus dem Turnverein und die Gründung
des selbständigen Hügelsheimer Eishockeyvereins.


Und dann noch die Fotografie
Doch danach bewegte sich der Turnverein wieder auf ein neues Feld zu: Fotografen
wollten ihr Hobby in Lichtenau ausüben und fanden dank der Weitsicht des
damaligen zweiten Vorsitzenden Knut Schilling im TV 1864 fördernde Unterstützung.
Erster Abteilungsleiter war Hans Joachim Raphael, ihm folgten Lore Burkard und
später der heutige Abteilungsleiter Konrad Huck. Die zum 1. Januar 1975 gegründete
Abteilung integrierte sich schnell im Verein und brachte neue aktive Kräfte
in verantwortungsvolle Positionen. Dies erscheint für den Verein aus heutiger
Sicht besonders bedeutsam.


Denn der Turnverein stand im Jahre 1971 in der wohl schwierigsten Situation seiner
gesamten Geschichte. Am Fastnachtsdienstag ertönten um 4 Uhr die
Sirenen. Wie ein Lauffeuer ging es durch Lichtenau: Die Turnhalle brennt. Das
Gebäude war trotz des großen Einsatzes von Feuerwehr, Mitgliedern und
Einwohnern nicht mehr zu retten. Innerhalb weniger Stunden war allen klar: Der
Verein stand vor dem Nichts, seiner Übungsstätte beraubt, in seiner Existenz
bedroht. Die Struktur des TV 1864 stand vor dem Zusammenbruch,
Niedergeschlagenheit lähmte Mitglieder und Verantwortliche.
Turnerinnen und Turner konnten ihren Sport in Nachbarvereinen weiterbetreiben, doch gerade dass im aufbaubefindliche Kinderturnen traf es am schlimmsten.
Musste doch der Turnbetrieb in der Gemeinde zwei Jahre lang ruhen. Für
die Turnabteilung schlug die Stunde null des Neubeginns der
Fertigstellung der neuen Stadthalle im Jahre 1973. Nach langen zähen
Verhandlungen konnte sich der Verein 3 Abende in der neuen Halle sichern. Als
Gegenleistung erhielt die Gemeinde zur Mitfinanzierung der neuen Halle die
Versicherungsentschädigung in Höhe von 65.000 Mark.
Damals waren es vor allem die Älteren, die ihren Mut und ihre Hoffnung
auf die noch verbliebenen Jüngeren übertrugen. Da seien nur genannt der
damalige Ehrenvorsitzende Karl Schilling, sein Turnvereinszwilling Max
Binder, die späteren Vorsitzenden Ernst Decker und Winfried Bertsch. Ihre
Besonnenheit und ihr Wille zum Weitermachen prägten zusammen mit den
wenigen Getreuen eine Zeit, von der man sagen kann, jeder Einsatz hat sich
gelohnt.


In einer stetigen Aufwärtsentwicklung zeigten sich immer mehr Leute bereit in
Verantwortung zu treten. Allein in den Jahren vom Hallenbrand bis 1994
entwickelte sich die Turnabteilung auf 650 Mitglieder. Geleitet wurde
die Abteilung bis 1979 von Diana Schilling, hier übernahm Gerhard Link
kommissarisch, bis 1980 Hermann Fritz Abteilungsleiter wurde. Edeltraud Link löste
ihn 1982 ab und hatte das Amt bis 1990 inne. Hermann Fritz übernahm dann
nochmals für vier Jahre die Verantwortung. Seit 1994 führt nun Edith Ludwig
diese Abteilung.


Die Jugendarbeit stand im Vordergrund, so hatten außerhalb der Angebote in derHalle, die von Horst Lacker geleiteten Zeltlager enormen Zuspruch. Um die
Jugend auch an die Verantwortung heranzuführen, wurde 1984 dem Verein eine
Jugendordnung gegeben. Der Turnverein 1864 war einer der ersten Vereine
der sich auch hier der modernen Zeit stellte.
1989 wurde von Kurt Liedtke das Rhönradturnen eingeführt. Jazztanz, Aerobic und Volleyball sind


weitere Angebote, welche die Turnpalette verbreiterten. Auch eine
Volkstanzgruppe und eine Leichtathletikgruppe hatten sich gebildet.
Der Vorstand war für Neuerungen stets aufgeschlossen, so begrüßte man das von
Knut Schilling und Horst Lacker ins Leben gerufene Spielefest. Zehn Jahre lang
kamen bis zu tausend Menschen in die Halle, um sich für neue
Gesellschaftsspiele zu interessieren. 1999 wurde ein Beachvolleyballfeld
angelegt um für diese moderne Sportart die Voraussetzung zu schaffen.
In Grauelsbaum wurde der Verein dank des Zuspruchs und der Unterstützung des
damaligen Ortsvorstehers Albin Graf im Jahre 1977 heimisch. Eine Gruppe für
Kinderturnen und eine Frauengymnastikgruppe wurden unter besonderem Einsatz
von Susi Ludwig gegründet.
Die Tischtennisabteilung wurde ebenfalls 1977 in Grauelsbaum ins
Leben gerufen. Klaus Wagner war der erste Abteilungsleiter, viele Jahre stand
er der Abteilung vor, bis ihm Jürgen Kehret und dann Anne-Marie Wilczynski
folgten. Auch in dieser Abteilung steht der Jedermannssport im
Vordergrund.


In den bisher 26 Jahren der Amtszeit von Winfried Bertsch (1976 bis 1994) und
Wilhelm Rauch (1994 bis heute), musste der Verein weitreichende Entscheidungen
treffen, welche über die übliche Vereinsarbeit hinausreichten. 1977 vollzog
der Verein den Übertritt vom Ortenauer Turngau zum Turngau Mittelbaden
Murgtal. Das entscheidende Argument war nicht der durch die Kreisreform
bedingte Übertritt von Lichtenau in den Kreis Rastatt, sondern die
kostenintensiven Fahrten zu Tagungen und Lehrgängen in die entfernt liegenden
Gemeinden des Ortenauer Turngaues. Hilfreich für ein schnelles Einleben im
neuen Turngau war schließlich der Kontakt zum Landesmännerturnwart und
Gauoberturnwart Kurt Bauer, der anfangs der sechziger Jahre in Lichtenau Übungsleiter
war. Er hatte damals die Jugendturner des Vereins zu Leistungen geführt, mit
denen sie in Südbaden keinen Konkurrenten scheuen mussten. Die
Eigenverwaltung der Abteilungen wurde 1979 durch eine neue Vereinssatzung
geregelt.


Im Jahre 1990 wurde ein anderes Problem in den Verein hineingetragen. Der Stadt
Lichtenau wurde zur Auflage gemacht ein Eingliederungszentrum für Aussiedler
zu schaffen. Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, wurde die Stadt beim
Turnverein fündig, denn die Schanz schien ein geeigneter Standort zu sein.
Heiße Diskussionen waren notwendig, um einen Kompromiss zu finden. Man einigte
sich auf einen Pachtvertrag von zehn Jahren mit der Bedingung, danach den
alten Zustand wieder herzustellen. Zum Glück ging der Kelch an uns vorbei,
denn der Aussiedlerstrom ließ nach und der Bau wurde überflüssig.
Begehrlichkeiten für die Schanz traten immer wieder auf, so schlug der Ulmer
Ortsvorsteher im selben Jahr vor, die Schanz für einen 47 Meter hohen
Sendemast der Post als Standort auszuwählen.
Vereinsheim wird Wirklichkeit Abschied von der Schanz


Ein anderes heißes Eisen konnten 1990 endlich geschmiedet werden. Seit dem Brand
der Halle (1971) war der Verein viele Jahre auf der Suche nach einem
Vereinsheim. Kleinere Lösungen waren angedacht - Schulkeller, Alte Post - und
wieder verworfen. Nun fasste man sich ein Herz für eine größere Lösung.
Der Turnrat favorisierte einen Anbau an die Stadthalle. Die Stadtverwaltung,
die Geschäftswelt und insbesondere die Mitglieder signalisierten Unterstützung.
Die  eigene finanzielle Grundlage wurde schon in den vorangegangenen 20 Jahren
gelegt. Der Verein organisierte regelmäßig unter Führung des
Vereinswirteteams, Konrad Huck (Hucky), Horst Wilczynski und Klaus
Wagner erfolgreiche Sommerfeste auf der Schanz. Nach eineinhalbjähriger
Bauzeit konnte das Vereinsheim am 29. August 1992 eingeweiht werden und
ist heute der Stolz des Vereins.


Die Schanz stand schon oft im Mittelpunkt des Interesses, aber 1997 wurde es
ernst. Investoren zeigten über die Gemeinde an, sie wollten die Hälfte der
Schanz erwerben um ein Einkaufszentrum zu erstellen. Dies lehnte der Turnrat
rundweg ab. Als aber die Gemeinde um eine Überlegung im Sinne des Gemeinwohls
der Stadt bat und die Gedanken in den Raum warf, auf dem Restgelände eine
Seniorenwohnanlage zu erstellen, konnte man dem Vorschlag nicht widerstehen.
Voraussetzung war jedoch, Grundstücke in Hallennähe zum Ausgleich zu
erhalten. Der Vorstand wurde fündig und konnte in annähernd gleicher Größe
Grundstücke in unmittelbarer Nachbarschaft erwerben, ebenso von der Stadt das
sogenannte Rektorhaus übernehmen.


Die älteren Mitglieder zeigten heftigen Widerstand an, denn über mehr als 50
Jahre war die Schanz unantastbar. Man rang sich aber durch, der jungen Führungsmannschaft die Möglichkeit zu geben, in Hallennähe heimisch zu werden, zumal ein äußerst günstig gelegenes Grundstück von Hermann Sohn erworben werden konnte. Heute,
nach fünf Jahren, zeigt sich bereits, dass die Entscheidung richtig war.

Allerdings hat der Verein das Glück in Konrad Huck einen Mann zu haben, der
unter vollem Einsatz der persönlichen Arbeitskraft Haus und Hof
in Ordnung hält.


Man sieht neue Ideen wurden immer wieder aufgegriffen und verwirklicht. Seit der
Wiedergründung nach dem Kriege, am 25.Februar 1952, trugen folgende
Vorstizenden die Verantwortung: Wilhelm Wolf (1952 bis 1954), Karl Schilling
(1954 bis 1970), Paul Timeus (1970 bis 1972), Ernst Decker (1974 bis 1976),
Winfried Bertsch (1976 bis 1994) und Wilhelm Rauch (1994 bis heute). Obwohl
dies eine Aufzählung von Männern ist, standen im Turnverein auch immer
die Frauen in unbefangener Gleichberechtigung in verantwortlichen Positionen.
Heute im Jahre 2001 sind die Ämter zu zweidrittel von Frauen besetzt. Der
Geschichtsablauf zeigt, dass man die Hoffnung haben kann, auch in Zukunft
Frauen und Männer zu haben, welche den Verein am Leben erhalten und mit Leben
füllen. So ist es seit Jahren eine Freude 700 Menschen bei der
Weihnachtsfeier begrüßen zu können.


Stand: Februar 2002